- Wenn wir uns dafür entscheiden, Hunde im Rudel zu halten, zwingen wir sie tatsächlich, zusammen zu leben. Das darf nicht vergessen werden. Deshalb müssen wir als Züchter die Voraussetzungen für ein gesundes Rudel schaffen, sagt Sandra Tellström.
Rahmenbedingungen für ein harmonisches Rudel
- Wähle die Individuen für das Rudel mit Sorgfalt aus
- Sorge dafür, dass sich die Hunde zurückziehen und ungestört sein können
- Beschäftige die Hunde ausreichend (Langeweile ist der Nährboden für Reibungen in der Gruppe)
- Sorge für ausreichende Bewegung (Körperliche Zufriedenheit schafft mehr Geduld)
- Vermeide Ressourcenverteidigung (Biete allen Hunden Knochen und Spielzeuge. Biete ihnen auch viel Zeit mit dem Besitzer alleine)
- Habe klare Regeln und Routinen
Aggression und Rang
Wenn in einem Rudel die Individuen zu unterschiedlich sind, dann kann dies zu Problemen führen. Oft werden dann schwächere Mitglieder, von stärkeren Hunden durch aggressives Verhalten, an ihren Rang im Rudel erinnert. Das aggressive Verhalten kann entweder klar und ausgeprägt sein, oder auch sehr subtil und für uns Menschen kaum wahrnehmbar. Hier ist es wichtig, dass der Rudelführer ruhig und kontrolliert handelt, damit das Rudel in Harmonie leben kann.
Es gibt aber auch die Möglichkeit, der hierarchischen Entwicklung entgegenzuwirken, indem man die Tiere sorgfältig auswählt. Als Hundebesitzer können wir Voraussetzungen schaffen, in denen die Hunde sich gegenseitig respektieren, Sicherheit geben und kooperieren. Diese Art von Rudel braucht keinen Rang, da alle Mitglieder gleich wertvoll sind.
Platz, Ressourcen und Beschäftigung sind Voraussetzung
Einer der wichtigstens Voraussetzungen für ein harmonisches Rudel ist der vorhandene Platz. Hunde müssen die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen und ungestört zu sein.
- Ich glaube, es ist einfach nachzuvollziehen. Um mit anderen zusammenzuleben, brauchen wir Menschen auch einen Rückzugsort. Einen Ort an dem wir uns sicher fühlen. Gleichzeitig, muss die Beziehung zu den anderen auf Freiwilligkeit und Respekt beruhen. Wenn jeder seinen Rückzugsort hat, fällt es uns leichter unsere Unterschiede zu schätzen und ein harmonisches Miteinander zu gestalten, sagt Sandra Tellström.
Nicht alle Hunde können beste Freunde sein
Genauso wie bei Menschen, gibt es Hunde die sich mögen, und manche die sich einfach nicht ausstehen können - das ist ganz normal. Manche Hunde, arbeiten sehr gut zusammen, würden aber niemals miteinander spielen. Andere Hunde, sind die besten Spielkameraden, und schaffen es genau deshalb nicht, sich zu konzentrieren, wenn der andere da ist.
Welche Beziehung die Hunde zueinander haben, können wir nicht beeinflussen. Vor Allem als Züchter ist es wichtig, die Beziehung der Hunde zueinander zu verstehen, und gute Voraussetzungen zu schaffen, um ein gutes Miteinander zu garantieren. Für jedes Rudel sind die Voraussetzungen unterschiedlich, aber manchmal hilft es den Hunden auch einfach ein wenig Zeit alleine, also nicht im Rudel, zu verbringen.
Es ist keine Niederlage, wenn die Hunde nicht Rund um die Uhr zusammen sein wollen, genauso wie Menschen brauchen auch Hunde Zeit für sich.
Konflikte bei der Deckung
Es ist ein Instinkt der Tiere, sich fortzupflanzen und ihre Gene an die nächste Generation weiter zu geben. Dies führt logischerweise zu einer Art Rivalität zwischen den Hunden. Dieser Instinkt wird von den Züchtern meist ignoriert, da sie diejenigen sind, die entscheiden, welche Hunde Welpen zeugen dürfen und welche nicht.
Dies sorgt vor allem für Konflikte zwischen Rüden, da diese aufgrund eines deutlich höheren Testosteronspiegel, schneller aggressiver werden.
Praxistipps für ein harmonisches Miteinander:
Wahl des Geschlechts
Obwohl es in der Zeit um die Geschlechtsreife problematisch sein kann, ist es normalerweise am besten, eine Mischung aus Hündinnen und Rüden in der Gruppe zu haben. Viele Leute denken, dass ein Rudel mit nur Hündinnen oder nur Rüden harmonischer wird, aber es ist schwierig, in einer Gruppe mit nur einem Geschlecht eine gute Balance zu finden.
Altersunterschiede
Die Rivalität zwischen den Hunden ist in der Regel höher, wenn Hunde gleichen Geschlechts auch gleich alt sind. Mit einem Altersunterschied von 4-5 Jahren sind Hunde häufiger selbstbewusster in ihrer Rolle. Sie etablieren dann leicht Rollen wie "der jüngere Spieler" und "der ältere Weise". Ein älterer Hund kann dann zum Vorbild werden.
Anzahl der Hunde
Wenn die Hundegruppe zu groß wird, ist es schwierig, ein harmonisches Miteinander zu gewährleisten. Wölfe leben normalerweise in Rudeln von 5-8 Individuen.
Jedes Mal, wenn ein neuer Hund zum Rudel kommt, wird nicht nur die Anzahl der Hunde erhöht. Sondern es verändert sich die Anzahl der Beziehungen der Hunde, auch der bestehenden Tiere. Dies kann die Rudeldynamik auf positive aber auch negative Art beeinflussen.
Hündin läufig
Bei der Läufigkeit befindet sich das Rudel in einem hormonellen Inferno, was bedeutet, dass die Gruppe auf die Probe gestellt wird. Die Hündinnen haben einen Anstieg des Hormons Östrogen, das wie Testosteron eine aggressive Komponente hat und die Hündin kantiger und reizbarer machen kann. Während Rüden mehr oder weniger immer das Gefühl haben, sich von anderen Rüden bedroht fühlen zu können, können Hündinnen während der Läufigkeit das gleiche erleben.
Dies führt manchmal dazu, dass selbst gut etablierte Beziehungen zusammenbrechen. Gleichzeitig kann eine Trennung der Hündinnen während der Läufigkeit eine neue Unabhängigkeit bedeuten, bei der die Hündinnen nach der Läufigkeit nicht mehr zusammenleben wollen. Die Situation ist sowohl für Hunde als auch Menschen nicht einfach.
Autorin: Sandra Tellström, Züchterin und Hundepsychologin Zwinger Weiß Ukioq
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